Lagerlogistik 2022: Anforderungen & Trends

Letztlich sind funktionierende Lieferketten das Rückgrat der Wirtschaft, sei es nun im produzierenden Gewerbe, oder auch im Handel. Nicht nur eine hohe „OTIF-Quote“ (OTIF = on time in full) im Outbound Bereich, sondern speziell auch eine Versorgung der Produktion bzw. der Läger mit Rohstoffen, Verpackungsmaterialien etc. sind hierbei tägliche Herausforderungen.

Allgemein führen die zunehmende Globalisierung, sowie die permanent steigende Nachfrage bereits zu Engpässen in der Branche. Zusätzlich erhöhen pandemiebedingte Produktions- und Lieferverzögerungen, Container-Staus, wachsende E-Commerce Aktivitäten auf breiter Front, sowie die kriegsbedingte Explosion der Energiekosten das Risiko der und den Druck auf die Branche. Auch aufgrund des akuten Fachkräftemangels (speziell im Bereich der Fahrer) potenzieren sich diese Risiken immer mehr.

Um diese globalen Herausforderungen bewältigen zu können, ist die Branche gezwungen, „out of  the box“ zu denken und nach Lösungen zu suchen, um allen Widrigkeiten trotzen zu können.

Nachfolgend haben wir uns überlegt, wie man die, Lieferketten nachhaltiger, robuster und effizienter gestalten kann. Hier liegt unser Augenmerk auf 5 Parametern.

 

1. Digitalisierung & Transparenz

Jederzeit die Kontrolle über die gesamte Lieferkette zu haben ist der Schlüssel, um auf Behinderungen in der Lieferkette und eventuelle Krisensituationen schnell und effizient reagieren zu können.

Letztlich wird heutzutage auch im B2B Bereich eine ähnliche Transparenz erwartet, wie es im B2C Bereich schon lange üblich ist, d.h. der Kunde muss jederzeit in der Lage sein, den Status seiner Bestellung zuverlässig online prüfen zu können.

Hier ist es dann wichtig, dass alle an der Prozesskette Beteiligten an einem Strang ziehen und Transparenz als gemeinsame Aufgabe bzw. Herausforderung sehen.

2. Autonome Logistik & Künstliche Intelligenz

Viele Unternehmen setzen inzwischen auf voll automatisierte Läger, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen und das Fehlerrisiko der Komponente Mensch zu minimieren. Gleichzeitig wird durch diese Automatisierung eine durchgängig verwendbare Informationsquelle geschaffen, um in Echtzeit Informationen teilen zu können.

Momentan endet die Automatisierung – bis auf einige Pilotprojekte – noch an der Rampe des Absenders, da die Infrastruktur für autonome Fahrzeuge noch nicht geschaffen ist. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, können Themen wie Fahrerengpässe, Ruhezeiten etc. mehr und mehr in den Hintergrund treten und die Lieferketten nachhaltig entlastet werden.

3. Kooperationen

Es sollte das gemeinsame Ziel sein, die vorhandenen Kapazitäten maximal auszulasten und Leerkilometer zu reduzieren. Vielfach stellen wir jedoch fest, dass die meisten Verlader immer noch alleiniger „Herr“ ihrer Transporte und Kosten sein wollen. Dieses Denken verhindert vielfach die effizientere Nutzung der vorhandenen Kapazitäten und treibt zudem die Kosten nach oben.

Denkbar sind hier sowohl Kooperationen unter Dienstleistern (z.B. Bündelung der Hauptläufe) , die verstärkte Generierung von „Roundtrips“ (= Kombination von Zustellungen und Abholungen) oder auch sog. Verlader – Kooperationen (d.h. Verlader aus der gleichen Region mit identischem Empfängerkreis bündeln aus eigener Intention die Volumen).

4. Mitarbeiterfokus & Spezialisten

Die Berufsbilder in der logistischen Prozesskette werden sich künftig sehr stark verändern, d.h. aus „Machern“ müssen „global denkende Strategen“ werden, die in der Lage sind, komplexe Lieferströme zu bewerten und zu optimieren.

Alle Beteiligten einer „end2end“ Supply Chain (incl. der Logistik als „exekutierendes Element“ ) müssen im Gegensatz zum heutigen Anforderungsprofil zeitgleich die maximale Ausnutzung von Kapazitäten, die Reduzierung von Leerkilometern und die Erhöhung der Transparenz auf dem Transportweg im Fokus haben. Aktuell gibt es sicherlich nur sehr wenige Spezialisten, die diese Kombinationsrolle beherrschen und mit den entsprechenden Kompetenzen und Einflussmöglichkeiten ausgestattet sind.

Um diese Veränderung realisieren zu können, müssen eigene Interessen gegenüber den Netzwerkinteressen zurückstehen, d.h. der Einkauf kauft nicht mehr „pauschal“ frei Haus ein, verschiedene Unternehmen im der Region mit gleichen Kunden oder Schwerpunkten in den Lieferregionen verhandeln gemeinsam mit einem Spediteur und nicht mehr alleine mit verschiedenen Spediteuren, der Handel erlaubt formlos die Harmonisierung von Liefertagen und vieles mehr.

5. Nachhaltigkeit

Lieferanten und der Handel setzen heute bereits in vielen Bereichen isoliert auf Nachhaltigkeit; diesen Einzelinitiativen sind jedoch Grenzen gesetzt, die man nur gemeinsam abschaffen kann. Was könnte z.B. nachhaltiger sein, als auf einem automomen Fahrzeug Ware von mehreren Lieferanten zu bündeln und gemeinsam bei voller Auslastung nur noch ein Handelslager anfahren zu müssen und auf dem Rückweg bei Lieferanten aus der Region Roh,-Hilfs,- oder Betriebsstoffe bzw. Verpackungsmaterialien für die vorherigen Absender gemeinsam zu übernehmen?

Die vorhandenen Ressourcen zu schonen, die Umwelt maximal zu schützen und die Lieferketten zu optimieren (durch solche Konsolidierungen werden Kapazitäten nachhaltig und planbar frei) ist also durchaus ein machbares Ziel, allerdings nicht in Alleingängen.

Ein „kreativer“ Logistik-Chef brachte es bereits vor vielen Jahren einmal auf den Punkt, in dem er sagte: „der Wettbewerb findet im Regal und nicht an der Rampe statt“. Sich unter den heutigen Rahmenbedingungen an solch einen „lapidaren“ Satz zu erinnern und kreativ darüber nachzudenken, ob und mit wem man einen solchen Weg gemeinsam gehen könnte, wäre sicherlich der erste, wichtige Schritt zur Optimierung.

Unsere Erfahrung ist Ihr Erfolg!

Die Partner der Bavaria Consulting verfügen über mehr als 20 Jahre Projekt-Erfahrung im Bereich Supply Chain Management – Einkauf, Produktion / Technik und Logistik. 

Unsere Expertise ist branchenübergreifend – Food, Beverage und Pharma.

Ihr Ansprechpartner:
Dieter Backhausen

Head of Logistics
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